Minimum und Maximum

Das Medoc nimmt einen mit seiner Sprödigkeit gefangen. Die liebliche Landschaft von St. Emilion findet hier ihren Gegensatz, so wie auch die Weine – zumindest die großen – weitaus schwieriger zu trinken sind, als die schmatzigen Merlots vom anderen Ufer, so sind es hier auch die Gegensätze, die einem nachhaltig in Erinnerung bleiben werden.

Prachtvollste Chateaux, eine Prunksucht die auf Ärmlichkeit trifft und auf eine Landschaft, die dem Auge wenig schmeichelt. Man sieht die Bevölkerung des Medoc hat nichts, aber auch überhaupt nichts von den seit Jahrzehnten ständig steigenden Weinpreisen. So tut es gut einmal in einem echten Landgasthaus zu speisen, die auch in Frankreich immer seltener werden. Gute handwerkliche Küche in gemütlichen Räumen, nettes Personal, ambitionierte Wirtsleute, wenn es so doch immer wäre! Hier ist die Welt in Ordnung.

Übernachten? Viele Chateaux haben einige Zimmer hergerichtet, z. B. Du Tertre, Giscours  oder Meyre.

Suchen Sie ein Komforthotel, dann bleibt das Cordeillan-Bages. Ein Luxushotel mit kleinem Weingut und Zwei-Sterne-Restaurant, moderne Zimmer. Im Besitz der Tycoon-Familie Cazes, denen auch Lynch Bages und einige andere hochklassifizierte Chateaux gehören.

Diese haben das zwar namensgebende, aber nahezu ausgestorbene Dorf Bages mit viel Geld, Talent und Geschmack wieder zum Leben erweckt und betreiben dort auch das empfehlenswerte Lavinal, ein nettes, heimeliges Bistro.

Auch wenn ich von Sprödigkeit geschrieben habe, so ist doch das Medoc ein „Must to see“. Man wird die Eindrücke nicht mehr vergessen und jeden Bordeaux mit noch mehr Genuss oder sogar Andacht (je nach Preisklasse) genießen. Noch ein Tipp: Der kurze Ausflug durch die riesigen Kiefernwälder zur Atlantikküste ist nicht uninteressant, auch wenn es dort ähnlich aussieht, wie auf Sylt. Ein kühles Bier mit Blick auf die Meeresbrandung und die großen Chateaux nur 20 Minuten entfernt, ist schon ein besonderes Reiseerlebnis.

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